Der neue Stuttgarter Hauptbahnhof geht wie geplant im Dezember 2026 in Betrieb – allerdings nur teilweise. Zwar fahren alle Fernverkehrszüge und rund die Hälfte des Regionalverkehrs dann über den neuen Tiefbahnhof. Der vollständige Umstieg vom alten Kopfbahnhof erfolgt jedoch erst im Juli 2027. Die Deutsche Bahn begründet die schrittweise Inbetriebnahme mit der Notwendigkeit, Bauarbeiten und Streckensperrungen zeitlich zu entzerren, um Einschränkungen für Fahrgäste zu minimieren. „Fakt ist: Der neue Tiefbahnhof geht 2026 wie geplant mit allen acht Gleisen an den Start“, betonte ein Bahnsprecher. Die Bahn hatte im Mai 2025 gemeinsam mit den Projektpartnern – darunter das Land Baden-Württemberg, die Landeshauptstadt Stuttgart und der Flughafen Stuttgart – eine Taskforce eingesetzt, um das Inbetriebnahmekonzept zu überarbeiten. Verkehrsminister Winfried Hermann begrüßte die Lösung: „Die Leidenszeit der Fahrgäste dauert länger, aber sie wird erträglicher – und vor allem: planbarer.“ Mit dem neuen Konzept bleibt der Kopfbahnhof bis zur Inbetriebnahme der verlängerten S-Bahn-Stammstrecke im Sommer 2027 teilweise in Betrieb. Auch die Gäubahn, die ursprünglich ab Frühjahr 2026 in Vaihingen enden sollte, kann bis März 2027 weiterhin direkt in den Hauptbahnhof einfahren. Parallel zur Inbetriebnahme des neuen Durchgangsbahnhofs öffnet im Dezember 2026 der neue Fernbahnhof am Flughafen sowie der Abstellbahnhof in Untertürkheim. Die digitale Leit- und Sicherungstechnik (ETCS) wird im gesamten Bahnknoten Stuttgart eingeführt – ein bundesweites Novum. Künftig verzichtet die DB im Großraum Stuttgart vollständig auf klassische Lichtsignale. Verkürzte Fahrtzeiten„Stuttgart 21 ist vom Start weg ein Gewinn für viele Reisende in der Region, in Baden-Württemberg und weit darüber hinaus“, sagte DB-Infrastrukturvorstand Berthold Huber. Das Projekt bringe kürzere Reisezeiten und neue Direktverbindungen. So verkürzt sich beispielsweise die Fahrtzeit im ICE von Stuttgart nach Ulm auf 28 Minuten (statt 43), nach München auf 1:40 Stunden (statt 1:58), im Regionalverkehr von Stuttgart zum Flughafen auf 6 Minuten (statt 27). Dennoch sind umfangreiche Bauarbeiten und Sperrungen bis 2027 notwendig. So wird die S-Bahn-Stammstrecke im Frühjahr 2027 für zwölf Wochen gesperrt. Auch in Bad Cannstatt kommt es zwischen Januar und November 2027 zu abschnittsweisen Sperrungen der Gleise. Die DB will durch gestaffelte Bauphasen Kapazitäten im neuen Bahnknoten freihalten, damit Teile des Nahverkehrs trotz Baumaßnahmen weiterlaufen können. Gäubahn fährt bis 2027Die Einführung der digitalen Infrastruktur und der Ausbau neuer Gleisanschlüsse bleiben komplex. Stuttgart 21 umfasst neben dem neuen Hauptbahnhof auch Dutzende Kilometer Tunnel, Brücken und neue Bahnhöfe. Der vollständige Anschluss der Gäubahn über den Flughafen ist laut DB erst bis Ende 2032 geplant. Die Kosten des Gesamtprojekts sind inzwischen auf rund 11,3 Milliarden Euro gestiegen. Wer die Mehrkosten trägt, ist zwischen den Projektpartnern umstritten. Der ursprünglich vereinbarte Kostenrahmen von 4,5 Milliarden Euro stammt aus dem Jahr 2009. Gründe für die Verzögerungen sind laut Bahn unter anderem geänderte Genehmigungsverfahren, Klagen, Auflagen beim Brandschutz sowie schwierige geologische Bedingungen im Stadtgebiet. (责任编辑:) |